Huawei-Panik

So langsam kann ich die Schwarzmalerei gewisser sogenannter Experten nicht mehr hören. Nur weil die USA ein Unternehmen auf die Schwarze Liste setzt, geht nicht die Welt unter. Auch nicht für dieses Unternehmen. Und erst recht nicht für die Nutzer der Geräte dieses Unternehmens.

Ohne nun auf die (bisher) nicht nachweisbaren Vorwürfe der Spionage einzugehen oder darüber zu lamentieren, wer denn nun Recht hat, kann man ein paar Dinge ganz klar machen:

  1. Geräte der Firma Huawei, die man jetzt besitzt, werden auch in Zukunft weiter funktionieren
  2. Huawei wird noch eine gewisse Zeit (Sicherheits-)updates für seine Geräte liefern
  3. Huawei arbeitet an Alternativen

Nun kann man versuchen ein wenig Kaffeesatz durch die Gegend zu schmeißen und daraus was tolles für Huaweis Zukunft abzuleiten. Aber ehrlich gesagt, interessiert die mich nicht. Huawei ist ein Unternehmen von vielen auf der Welt – die wirtschaftlichen Zusammenhänge und Risiken sind schon vielfach analysiert und diskutiert worden.

Wenn man nicht gerade zu der Gruppe der Anwender gehört, die immer sofort das allerneuste Gerät mit allen neuen Funktionen und dem immer aktuellsten System haben wollen, sondern vielmehr zu der Gruppe, die sich ein Gerät kauft und dieses solange verwendet, bis es den Geist aufgibt, dann gibt es gar keinen Grund sich verrückt zu machen.

Die Smartphones von Huawei sind gute Geräte mit einem recht guten Preis-/Leistungsverhältnis. Und die Technik in den Geräten wird nicht ’schlecht‘, wenn es keine Updates mehr gibt.

Es gibt da draußen ohne Ende Geräte, die ein uraltes Android-System haben, die noch nie ein Update erhalten haben oder dessen Hersteller bereits seit Jahren bankrott sind. Und dennoch funktionieren die Geräte weiter.

Selbst wenn Huawei nichts mehr an den aktuellen Geräten updaten würde/könnte, wären die Geräte auf einem Stand, der in vielen Bereichen aktueller ist als das, was noch so in Benutzung ist. Aber Huawei hat sogar angekündigt, die aktuellen Top-Smartphone zumindest noch mit dem nächsten Android zu versorgen. Und Eigenentwicklungen können sie danach auch jederzeit als Updates anbieten. Also hier in Panik zu geraten ist völlig unsinnig.

Die großen Gerüchte die im Raum stehen sind immer wieder, dass ja die ‚wichtigen‘ Google-Apps wie der Playstore, Maps, Gmail, Kalender und Kontakte nicht mehr funktionieren und dass man ja Facebook und Whatsapp nicht mehr nutzen könnte, sobald die US-Sanktionen voll greifen. Sorry – das ist (zumindest extrem wahrscheinlich) völliger Quark!

Nicht umsonst gibt Huawei ein Zukunftsversprechen und beantwortet die wichtigsten Fragen ganz direkt auf der deutschen Huawei antwortet Webseite.


Was richtig ist, Huawei dürfte nach aktuellem Stand in Zukunft diese Apps nicht mehr vorinstallieren und komplett ins System integrieren. Aber das betrifft nicht die Geräte, die jetzt zur Zeit verkauft werden, sondern (wenn überhaupt) nur nach der ‚Gnadenfrist‘ produzierte Geräte.

Das bedeutet aber nicht, dass man diese Apps bei in Zukunft produzierten Geräten dann nicht mehr selbst installieren könnte. Denn der Anwender ist nicht Teil der US-Sanktionen. Huawei könnte z.B. mit einer einfachen Installations-Verlinkung auf dem Gerät dem Nutzer die Möglichkeit geben, diese Apps (oder zumindest den Playstore) nachzuinstallieren. Danach könnte der Nutzer alles wie gewohnt installieren und verwenden.

Gehen wir mal auf den Fall ein, alle US-Dienste wären nicht mehr auf den Huawei Geräten nutzbar (was völliger Mumpitz ist). Zum Einen gibt es immer Lösungen mit denen man umgehen kann, dass Firmen erkennen, welches Gerät man nutzt. Zum Anderen gibt es endlos viele Alternativen zu den Original-Programmen, die diese Dienste dann weiter nutzbar machen.

Die Adressbuch-Synchronisation ist zwar toll für Personen, die sowohl am PC als auch am Smartphone alle Daten haben wollen. Aber wenn ich mich mal so im Bekanntenkreis umschaue, haben 90% der Nutzer keine Ahnung davon und nutzen die Funktionen zur Synchronisierung von Kalender, und Kontakten gar nicht. Sie nutzen einfach die Software, die der Hersteller mitgeliefert hat. Also einen lokalen Kalender und ein lokales Adressbuch. Selbst die Synchronisierung von Passwörtern oder E-Mail ist für die Meisten nicht relevant. Entweder sie arbeiten nutzen hauptsächlich das Smartphone oder hauptsächlich den PC. Und für faktisch alle davon wäre es nur ‚blöde‘, wenn Facebook, Instagram und Co nicht mehr funktionieren würden. Die sind nämlich nicht von den sozialen Medien abhängig. Aber das wird nicht der Fall sein, bereits installiertes Facebook und Co wird weiter funktionieren.

Ca. 8% meiner Bekannten nutzen die Funktionen tatsächlich bewusst und verlassen sich nur auf die Google-Apps, Facebook und Whatsapp. Die müssten sich umgewöhnen und und Alternativen nutzen. Zu finden sind die ziemlich leicht. Das wäre ja nur der Fall, wenn die US-Sanktionen die Privatanwender betreffen würden. Aber die stehen ja nicht unter Sanktion. Also wird das nicht eintreffen.

Und für diejenigen, die sich wirklich auskennen und ca. 2% meines Bekanntenkreises ausmachen, ist das ganze überhaupt keine Schwierigkeit.


Wenn mir Google mit meinem Huawei-Android Gerät heute den Saft abdrehen würde, würde folgendes passieren:

Meine Kalender-Synchronisation geht so nicht mehr wie bisher – 15 Minuten Arbeit und sowohl für mich als auch meine Frau wäre die Synchronisierung des Kalenders auf meine Nextcloud umgebogen. Meine Kontakte habe ich eh schon dort gesichert und nutze keinen Google-Dienst dafür. Ich nutze K9 als Mail-Programm und damit ist dann auch Gmail abgehakt. Map-Anbieter gibt es auch verschiedene. Facebook nutze ich nicht, ebensowenig wie Whatsapp. Ich greife da auf SimsMe und Threema zurück. Passwörter habe ich zwar in Chrome synchronisiert, aber tatsächlich sind sie auf einem extra Server verschlüsselt gespeichert und über eine Freeware-App abrufbar. Und ich bin offen für andere Browser, so dass Chrome auch kein Problem darstellt.

Für mich steht im nächsten Monat der Erwerb eine Smartphones an, mein bisheriges Mittelklasse-Gerät ist nun drei Jahre alt und mein Sohn freut sich darauf, sein fünf Jahre altes Einsteiger-Gerät ausgetauscht zu bekommen.

Für mich gibt es nur wenige Geräte die in Frage kommen, da ich mein Budget (max. 400€), gewünschte Funktionen (NFC, Klinken-Buchse, ideal FM-Radio) und Ausstattung (min. 4GB, min 64GB) genau im Blick habe. Entweder ich gehe auf ein Pixel 3a von Google direkt, ein Nokia 8.1 mit Android One, oder ein Huawei P30 Lite. Das Nokia 8.1 erfüllt alle meine Anforderungen, gefolgt vom Huawei, weil es mehr Speicher (128GB) aber kein FM-Radio eingebaut hat. Wäre mir das FM-Radio nicht wichtig, dann würde ich das Huawei P30 lite vorziehen.